Immer dieser Müll...

Von Generation WOW31.05.2021

MEINS-Autorin Angelika Brinkmann ist jedes Jahr aufs Neue entsetzt, Freunde treffen, picknicken, grillen im Park. Alles fein und prima, wenn es die Menschen wieder nach draußen zieht. Aber den Abfall danach einfach liegen lassen? Das geht gar nicht!

Dass Abstandsregeln unser angeborenes Revierverhalten potenzieren würden, ist genetisch erklärbar. Welche Ausmaße das annimmt, sehen wir in unseren Grünanlagen: Männlein wie Weiblein treffen sich draußen und stecken, den Abstand zur nächsten Gruppe wahrend, ihr Revier ab – mit Coffee-to-go-Bechern, Klappschachteln und Gyrosboxen. Die Parks von Flensburg bis Rosenheim sind zugemüllt! Ob Sitzbänke, Mäuerchen oder Rasenflächen, überall liegen Verpackungen! Ganz offensichtlich wird der Homo sapiens unter pandemischen Bedingungen wieder zum Neandertaler. Jeder guckt nur nach sich und seinen Bedürfnissen. Ist das Hüngerchen gestillt, kehrt der Neuzeitmensch in seine Höhle zurück und lässt den Müll draußen. Es lebe die Eigennützigkeit!

Dabei ist der nächste Mülleimer meist nur eine Armlänge entfernt. Das ist zumutbar, finde ich. Selbst wenn ich mich oft über die pupsikleinen Tonnen aufrege. Wenn du da zwei Kaffeebecher reinpfefferst, ist das Ding voll. Und ich kenne keine(n) außer mir – der Frau Ordnungs- Fanatikerin –, die sich bücken würde, um mit der obersten Verpackung oder notfalls einem Tempo den Abfall nach unten zu drücken. Damenhaft ist das vermutlich nicht, aber ich war schon immer lieber geländegängig.

Dieser Müll kann bis zu 2500 Euro teuer werden

So richtig assi läuft’s an den Plätzen mit Altpapier- und Glascontainern. Sind die nicht gerade unter einer helllichten Laterne im Wohngebiet platziert, geht da nachts erst so richtig die Post ab. Da fahren Autos vor und laden tiefenentspannt Säcke mit Bauschutt, kaputte Wäscheständer und sogar Autoreifen ab. Welchen Teil von „Glas“ oder „Papier“ auf den Containerbeschriftungen habt ihr missverstanden? Glaubt ihr Knaller vielleicht, euer Müll mutiert im Mondenschein zu Wertstoff, oder wie? Geht’s noch?

Die Stadt Saarbrücken, ein deutsches Musterbeispiel für gehemmte Ordnungsliebe, stellt jetzt an 25 besonders betroffenen Containerplätzen Warnschilder auf. Das illegale Abladen von Müll – Achtung – kostet nämlich laut Bußgeldkatalog 2500 Euro. Es fehlt nur noch eine Klitzekleinigkeit: nämlich das Personal, die Müll-Kasper zu erwischen. Personal? Ach jaaa, sind Ordnungshüter wie auch Polizisten nicht diese bundesweit eingesparte Spezies, von denen es nur noch ganz wenige, komplett unterbezahlte gibt? Ich hätte ’nen konstruktiven Vorschlag für deutsche Stadtverwaltungen: Spart euch die teuren Schilder, stellt Kameras auf und Ordnungshüter ein. Schneller könnt ihr Geld nicht drucken: Schon eine weggeworfene Zigarettenkippe kostet in Berlin laut Abfall- gesetz 120 Euro. Also: Uniform an, Karten- lesegerät im Anschlag, los geht’s. Ándale!

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