Kein Geld für etwas mehr Stoff?

Von Generation WOW08.10.2020

Klicken wir uns die Nachrichten-Formate fällt auf: Obwohl die Ladys nun wirklich alle gertenschlank sind, tragen sie viel zu enge Kleider. Haben die Sender kein Geld für etwas mehr Stoff, fragt sich MEINS-Autorin Angi Brinkmann, 53.

Gut, klar, eine weiße Jogginghose mit überschnittener Bluse wie die, in denen ich auf dem Foto bequem lümmle, wäre sicher nicht das richtige Outfit, um in den Nachrichten Corona-Quoten, Flüchtlingszahlen oder düstere Wirtschaftsprognosen zu vermitteln. So eine Klamotte ginge vielleicht für „das aktuelle Sportstudio“ durch. Was ich aber bei allem Anspruch an seriöse Kleidung nicht verstehe, ist, dass die Öffentlich-Rechtlichen so am Stoff sparen. Unsere Nachrichtenladys stecken stets in knatschengen Kleidern, Röcken oder Hosen. Ob das die spaghettidünne „heute“-Frau Petra Gerster ist oder die nette Caren Miosga bei den „Tagesthemen“ – immer schlagen die Hosen oder Röcke an Hüfte und Gesäß Querfalten, als säßen sie zu knapp. Wie unnötig. Man müsste den Damen nur an ihren weiblichen Rundungen ein bis zwei Zentimeter mehr Stöffchen gönnen.

Lasst uns mehr Stoff bekennen – und Farbe gleich dazu!

Dabei ist natürlich nicht die Figur das Problem, sondern die Kamera. Jede von uns, die je spontan fotografiert wurde, weiß, wie ungerecht Aufnahmen sein können. Plötzlich wiegt man zehn Kilo mehr, dabei liegt das einzig an unserer ungeschickten Position oder dem Aufnahmewinkel oder eben am Faltenwurf. Da hat man schneller Speck angesetzt, als man fotografiert werden kann. So geht’s mir, wenn ich Nachrichten gucke: Ich ärgere mich für diese gertenschlanken Sprecherinnen, die oft wirken, als sei ihnen ihr Rock nach einem Teller Pasta in der Sender-Kantine zu eng geworden. Dabei ist das ganz sicher nicht so. Die Anchorladys essen bestimmt nur Gurkensalat oder irgendetwas kalorienfreies Gedünstetes. Wenn sie überhaupt essen… Möglicherweise meinen es die Stylistinnen auch einfach zu gut. Manche Etuikleider wirken, als habe man sie der Moderatorin voller Ehrgeiz auf den Leib getackert. Die Armen! Das kann ja nicht bequem sein. Für ein Foto lässt sich ja mal kurz die Luft anhalten, aber für eine ganze Sendung? Nein, das ist sicher nicht gesund.

Die Einzige, die sich diesem Enge-Fummel-Zwang entzieht, ist die Frau Slomka. Die trägt im „heute-journal“ nämlich meist einen Blazer und ganz oft weite Hosen. Das sieht toll aus, und Schultern geben uns ja Selbstbewusstsein. Das kennen wir alle. Nur apropos Blazer, da fällt mir noch was ein. Wieso sind die Ärmel im Fernsehen immer so lang? Ich bewundere ja die Damen, wenn sie ihre Zettel auf ihrem Pult in Schach halten mit so viel Stoff über der Hand. Da wird nicht gespart – dabei sind Handgelenke so schön zart anzuschauen, finde ich. Ach, und wenn ich gerade dabei bin: Ich würde mir auch mal andere Farben wünschen. Dieses BLEU überall macht mich ganz kirre. Der ganze Bildschirm ist eine Farbsuppe: Das Nachrichtenlogo blau, die Kulisse blau, und die Sprecherinnen tragen blaue Kleidchen. Ich seh’ die kaum. Einzig die tolle Barbara Hahlweg bei „heute“ und die Linda Zervakis im Ersten trauen sich, es bunt zu treiben. Und wie gut ihnen das steht! Habt Mut, ihr schönen Frauen – Seriosität passt auch in einen roten Hosenanzug! Und den gern mit einer klitzekleinen Bundfalte, dann knittert nix.

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