Greta Silver: Alleine reisen tut so gut!
12.06.2019Unsere Meins-Kolumnistin Greta Silver, 71 weiß: Wer sich darauf einlässt, alleine zu verreisen, merkt schnell, wie gut es tut, nur mit sich selbst ein neues Ziel zu erobern.
Als Mutter war ich auf Reisen glücklich, wenn der Älteste nicht gelangweilt, die Tochter guter Dinge war, die Beine vom Kleinen nicht streikten und mein Mann nicht von irgendeiner Lappalie genervt war. Wenn alle bei Laune waren, dann war es ein gelungener Urlaubstag und ich sank abends selig ins Bett. Weder ich noch meine Familie kam auf die Idee, mich zu fragen: Was brauche ich selbst für einen gelungenen Urlaubstag?
Zum Glück gab es Ausnahmen und einer von uns konnte allein verreisen – wenn auch nur alle paar Jahre, aufgrund des überschaubaren Budgets einer jungen Familie. Bei mir gab es ein starkes Kulturbedürfnis. In Ägypten bei den Pharaonen fühlte ich mich königlich. Mir diesen Luxus leisten zu können, nach Lust und Laune zu entscheiden, ließ mich schweben. Paris, London, Peking wollten erobert werden – allein. So war mein Einstieg ins Alleinreisen.
Jeder noch so kleine Schritt macht uns stark!
Eine Bekannte meinte, sie gehe nicht allein ins Restaurant, weil die anderen dann denken, sie sei einsam. Ich fiel aus allen Wolken. „Kann es sein, dass du so über andere denkst, die allein im Restaurant sitzen?“, war meine Frage. Ihr Nicken zeigte, dass sie an ihren eigenen Gedanken litt. Sie hatte sich selbst ein Bein gestellt. Mal ehrlich: Was macht es denn für mich aus, wie wildfremde Menschen über mich denken?
Wer in Sachen Alleinreisen unsicher ist, kann mit kleinen Tagestouren in die nächste Stadt anfangen. Dort gemütlich in einem Café frühstücken, dann Museen oder Märkte erobern, einen Shopping-Bummel machen, wieder hungrig und am späten Nachmittag ab nach Hause. Es macht stark, sich etwas zu trauen, Grenzen zu überwinden, sich selbst dabei neu zu entdecken. Fangt gleich am Wochenende an.
Ich glaube an Euch. Tut ihr es auch?
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Foto: Lotta Fotografie