Impfung um jeden Preis?
27.05.2021Die Diskussionen brechen nicht ab. Diesmal ist das Thema „Impfung um jeden Preis“ in aller Munde. Auch hier bei uns: Wir laden euch zur Diskussion ein
Zunächst einmal die gute Nachricht: Ich finde, es geht gut voran. Das ist super und wichtig und wir alle haben Hoffnung auf ein bisschen mehr Normalität. Was jedoch viele gerade in Rage bringt, ist das Theme Impfen. Denn manche tanzen schon aus der Reihe, obwohl sie noch gar nicht dran sind. Deshalb wollen wir heute darüber sprechen, ob eine Impfung um jeden Preis in Ordnung ist. Wir haben zwei Leserinnen und auch euch auf Instagram unter @generation_wow gefragt. Hier war die Stimmung geteilt. 52 Prozent von euch meinten „Würde ich auch machen“, 48 Prozent dagegen finden „Geht gar nicht“. Und was denkt ihr? Ich freue mich auf eure Kommentare!
„Ab jetzt zählt jeder und jede Geimpfte!“
Sigrun (66) sagt: Es ist doch so, dass die Wichtigsten inzwischen geimpft sind. Deshalb bin ich dafür, diese Rangliste, die Impf-Priorisierung, abzuschaffen. Jeder und jede sollte ab sofort geimpft werden, ganz egal, nach welcher Reihenfolge. Es geht schließlich darum, dass wir dieses Virus loswerden. Und das können wir eben nur schaffen, wenn auch wirklich alle geimpft sind. Jede Impfung ist ein Schritt in Richtung Pandemie-Bekämpfung. Das geht in anderen Ländern doch auch. Großbritannien und Israel beispielsweise zeigen, wie schnell ein ganzes Land fast durchgeimpft sein kann.
Hier in Deutschland wird so ein Zinnober veranstaltet. Impfdosen verfallen, weil diejenigen, die eigentlich aufgrund ihrer Priorisierung dran wären, gar keine Impfung möchten – oder nur einen bestimmten Impfstoff. Es kann doch nicht sein, dass anderen diese Dosen verwehrt bleiben. Es sollten die geimpft werden, die es möchten. Das sind nicht nur ältere, sondern auch junge Leute, die wegen der Reihenfolge noch ewig auf ihr normales Leben verzichten müssen. Es ist doch selbstverständlich, dass diese Leute auf allen Wegen versuchen, an ihre Impfung zu kommen. Das kann ich verstehen. Ich selbst bin bereits das erste Mal geimpft worden. Bei meiner Mutter habe ich erlebt, wie eine Corona-Erkrankung ablaufen kann. Das wünsche ich niemandem.
„So ein Verhalten ist asozial und unsolidarisch“
Karin (56) schreibt: Viele systemrelevante Berufsgruppen wie zum Beispiel Busfahrer und Zugführer oder – wie ich – Verkäufer haben bisher noch keine Impfung erhalten, weil sie in die Priorisierungsgruppe 3 eingegliedert sind. Das ist meines Erachtens ein Schlag ins Gesicht für all jeden, die tagtäglich für alle Bürger da sind und ihr Bestes geben. Ich habe als Verkäuferin im Lebensmittel-Einzelhandel täglich mit Hunderten Kunden Kontakt. Es wäre so wichtig gewesen, dass Berufsgruppen, die viel Kundenkontakt haben, früher geimpft worden wären, weil viel Kunden- kontakt eben auch viele Risiken birgt. Einerseits heißt es, man ist systemrelevant, andererseits wird man aber erst sehr spät geimpft. Ein Widerspruch in sich.
Wenn ich höre, dass Leute, die es oft gar nicht so dringend bräuchten, etwa im Homeoffice, geimpft werden und ich mit so viel Kundenkontakt weiter warten muss, könnte ich vor Unmut aus der Haut fahren! Für Menschen, die sich beim Impfen vordrängeln – egal, wie – habe ich absolut kein Verständnis. Dieses Verhalten verurteile ich zutiefst. Sie nehmen den Menschen, die es dringend bräuchten, die Chance, sich zeitnah zu impfen bzw. zu schützen. Das kann schließlich Leben retten. Solchen Menschen würde ich gern sagen, was das für ein asoziales Verhalten ist, und mich dafür bedanken, dass ich dadurch noch später beim Impfen drankomme. Ich wünsche mir mehr Solidarität und Achtsamkeit untereinander.