Lockdown oder Lockerungen?
30.07.2021Hurra, ein bisschen mehr Spaß darf wieder sein! Aber ist das auch vernünftig? Alle 14 Tage diskutieren wir ein brandaktuelles Thema mit euch. Diesmal geht es um Lockdown oder Lockerungen …
Lange Zeit sanken die Inzidenzen rapide. Jetzt zieht es zwar langsam wieder an, viele Bundesländer lassen jedoch weiterhin viele Schutz-Maßnahmen, die wir über all die Monate gelernt haben, fallen. Keine Kontaktbeschränkungen mehr, gelockerte Maskenpflicht, sogar der Restaurant-, Kino- und Konzertbesuch ist wieder möglich. Zwei Leserinnen legen uns heute ihre Meinung zum Thema „Lockdown oder Lockerungen“ dar. Und was denkt ihr: Ist das alles längst bitter nötig gewesen oder steht ihr dem Thema vorsichtig gegenüber?
„Ich genieße die neuen alten Freiheiten!“
Simone (52, Verkäuferin) schreibt: Wir Menschen brauchen soziale Kontakte! Ich bin eigentlich ein sehr positiver und geselliger Mensch, der aus allem immer das Beste macht. Aber im Lockdown bin auch ich irgendwann an meine Grenzen gekommen und habe nach einiger Zeit sehr viele negative Gedanken und Gefühle gehabt. Es war schon eine harte Zeit für mich! Umso schöner war es, als der Lockdown endlich vorbei war. Einfach nur großartig! Wir sind gleich in unsere Dorfkneipe gegangen und haben Dart gespielt. Ich genieße diese neuen alten Freiheiten sehr. Vor Kurzem war ich das erste Mal wieder für einen Kurztrip in München. Ich habe in der kurzen Zeit sehr viel gesehen, jede Menge nette Menschen kennengelernt und hatte einfach sehr viel Spaß. Ein mulmiges Gefühl, wenn ich viele Menschen sehe, habe ich definitiv nicht. Sonst könnte ich ja meinem Job als Veräuferin in einem Outlet auch gar nicht nachgehen. Ich respektiere es natürlich, wenn andere noch vorsichtig sind – schließlich empfindet jeder Mensch anders. Aber ich bin einfach nur dankbar, dass ich – gerade jetzt, wo ich durchgeimpft bin – endlich wieder spontan machen kann, was ich will.
„Bis zum Herbst gehe ich in kein Restaurant“
Kornelia (66, Rentnerin) denkt: Eines vorweg: Ich habe mich in meiner Freiheit nie eingeschränkt gefühlt, für mich waren es notwendige Konsequenzen der Regierung. Leider sieht das nicht jeder so. Ich beobachte immer wieder, wie der Abstand nicht gewahrt wird, Masken falsch getragen oder wie eine Trophäe aufgehängt werden – Einmalmasken sind zum einmaligen Gebrauch vorgesehen, nicht als Deko für den Autoinnenspiegel. Auch wenn die Infektionszahlen niedrig sind, habe ich ein mulmiges Gefühl, wenn ich mich im öffentlichen Raum bewege. Dazu muss ich auch sagen, dass ich nicht geimpft bin – wegen eventuell zu erwartender Nebenwirkungen hat man mir davon abgeraten. Ich werde auch in naher Zukunft, bis zum Herbst hin, weder in ein Restaurant noch zum Friseur oder zu Veranstaltung gehen. Von Flugreisen ganz zu schweigen. Es wird vermutlich kaum m glich sein, nach Auslandsreisen die Kontakte komplett nachzuvollziehen. Es bleibt abzuwarten, wie sich die Situation nach den Ferien entwickelt. Dabei denke ich nicht einmal an die Deltavariante. Ich würde mir wünschen, dass meine Bitte, Distanz zu mir zu halten, respektiert wird – und ich nicht als über ängstliche oder obrigkeitshörige Bürgerin abgestempelt werde.