Aufreger-Thema: Der Friseurbesuch

Von Generation WOW07.06.2019

Was ihr Haar angeht, da hat Autorin Angi Brinkmann, 52, eine ganz klare Vorstellung. Blöderweise aber haben Friseure immer ihren eigenen Kopf…

Meine Mutter schneidet sich, seit ich denken kann, ihre Haare selbst. Und meinem Papa und früher auch meinen Brüdern. Schneiden kann sie gut, sie hat nämlich Schnei­derin gelernt. Ihre „Kunden“ vertrauen ihr, weil sie genau guckt, wie die Haare fallen. Das kennt sie aus ihrem Beruf – nur eben von Stoffen. Seit ich denken kann, wünscht sich meine Mutter einen guten Friseur. Genauso sehr, wie sie unse­rer Bundeskanzlerin immer schon einen Schneider wünscht, der ihr breitere Kragen an ihre Dauer­-Blazer zaubert, weil das so schön kaschiert.

Auch ich schneide mir meine Haare hin und wieder selbst. Ich besitze diverse Profischeren, Kämme, einen Umhang und eine Effilierschere zum Ausdünnen. Nach etwa 648 Test­-Frisuren weiß ich genau, was ich will: Pagen­schnitt, stumpf geschnitten und rund um den Kopf nur eine Stufe drin, von Ohrläppchen zu Ohrläppchen. So fallen meine feinen Haare am besten!

Wichtig ist doch nur, dass ICH mir gefalle!

Neulich versuchte ich es meiner Haarstruktur zuliebe wieder mit einem Friseur, weil Profis wohl viel besser schneiden als ich und mein Schnitt aus der Fasson war. Ich sagte der Friseurin also genau, wie meine Frisur fallen soll – und bekom­me das altbekannte Lied beleidigter Figaros zu hören. Denn 9,9 von 10 Haar-­Künstlern antworten mit Sätzen wie „So schneidet man nicht!“, „Hier müssen Schrägen rein“, „Das muss viel stufiger“ bis hin zu „Das ist doch keine Frisur …“. Sagt mal, ihr habt doch nicht richtig aufgekehrt! Dafür, dass ich seit Jahren – eurer Meinung nach – keine Frisur trage, werde ich ganz schön oft von Frauen nach meinem Friseur gefragt! Der Mary Roos übrigens geht es ähnlich. Die haut seit Jahrzehn­ten immerfort ein neuer Friseur an, um ihr „Endlich mal einen an­ständigen Haarschnitt zu machen“. Wie unverschämt das ist! Mary ant­wortet dann cool: „Sie sind der 10 000., aber ich gefalle mir so.“

Unmissverständlich an alle Friseure: Wir sind Individuen! Ich bleibe bei meinem Pagenkopf! Und den möchte ich nicht „fedrig“ oder „frech durchgestuft“ und schon gar nicht „wie man es jetzt trägt“. Ich möchte meine Strähnchen in Gold behalten! Mir ist es piepegal, wenn in München gera­de alle Silberblond tragen oder in Berlin Aschgrau der absolute Schrei ist. Ich möchte MIR gefallen, nicht eure geföhnte Eitelkeit bedienen! Nehmt den Kopf eurer Kundinnen ernst, aber nicht so schreck­lich persönlich. Ihr tut immer gleich so beleidigt, als würde man euch für ein Jahr das Waschwasser abdrehen.

Versucht es lieber mit dieser Antwort: „Ich verstehe, was Sie möchten, und wer­de Ihre Wünsche erfüllen. Mir ist es wichtig, dass SIE sich wohlfühlen.“ Ich wette, euer Laden wird brummen, und wir Kundinnen gehen geschmei­chelt und glücklich nach Hause.

 

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